Reisen in Indien: Wie du mit der wahnsinnigen Bürokratie zurechtkommst

reisen in indien

*Gastbeitrag von Astrid*

AstridFoto_BlogpostProducerin von Beruf, Weltenbummlerin aus Leidenschaft. Es gibt nichts, was mich mehr erfüllt, als zu reisen und neue Kulturen zu entdecken. Manche sagen „nirgendwo ist es so schön wie daheim“, ich hingegen sage „überall ist es schöner als daheim“. Mit dieser Devise möchte ich die Welt entdecken und erfahren, wie andere Menschen leben und was sie vom Leben erwarten. Spontan, minimalistisch, flexibel und für jedes Abenteuer zu haben.

Ich lebe und arbeite in Wien, mein aktuellstes Projekt ist dieses Musikvideo.

 

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Tiefster Dschungel und weite Sandwüsten, schneebedeckte Berge und weiße Sandstrände, laute, chaotische Megacities und unberührte Dorfvölker.

Das alles ist Indien – und noch viel mehr:

Dreckige, stickige Großstädte, lebensgefährlicher Straßenverkehr, das allgegenwärtige Kastensystem und scharfes, schlecht verdauliches Essen, nur um ein paar der bekanntesten zu nennen.

Aber wenn du denkst, du wärst auf den Kulturschock vorbereitet, liegst du vollkommen falsch.

Auf eine Sache bist du nämlich garantiert nicht vorbereitet: die lähmende Bürokratie Indiens, die dich als Reisender absolut wahnsinnig machen kann!

Hier ein paar Tipps, wie du am besten mit dem Behörden-Wahnsinn zurechtkommst:

 

Namaste Xerox!

Als ich in Mumbai ankam, fielen mir zuerst nicht etwa die Slums und die verstopften Straßen auf, nein, ich sah überall nur Kopierläden! Sie stehen dort an jeder Ecke.

Aber wozu braucht eine Stadt wie Mumbai so viele Kopierläden?

Ein Tag später war es mir klar: die Inder stehen auf jeglichen bürokratischen Krimskrams und noch nie in meinem Leben musste ich so viele Formulare ausfüllen. Herausforderungen, die man jeden Tag aufs Neue bewältigen muss.

Aber wie kämpfst du dich am besten durch den Bürokratie-Dschungel Indiens?

 

Bürokratie bei der Einreise

Der bürokratische Wahnsinn macht sich schon bei der Einreise bemerkbar.

Ist der mühsame Anfang des Visumantrags vor der Abreise erst einmal überstanden, geht es bei der Ankunft am Flughafen gleich weiter.

Am Immigration-Schalter werden einem gefühlte 7 Mio. unnötige Fragen gestellt. Du solltest unbedingt darauf achten, dir deinen Pass stempeln zu lassen. Manch nachlässiger Beamte vergisst es schon mal, was tagelange Verzögerungen bei der Ausreise zur Folge haben kann!

Mehr Infos gibt es beim Auswärtigen Amt.

 

Du und dein Reisepass in Indien

Dein Reisepass sollte neben deinem Imodium dein bester Freund in Indien werden.

Ohne Reisepass darfst du keinen Flughafen betreten, kein Zugticket buchen und noch nicht mal in einem Hotel einchecken.

Nimm also unbedingt mehrere Kopien mit und lade dir eine Kopie des Reisepasses online hoch – just to be safe.

Das erspart dir bei einem Verlust unglaublich viel Stress und schont deinen Geldbeutel, denn keine einzige Behörde fühlt sich in so einem Fall zuständig.

Solltest du nicht mehrere Monate auf einen vorläufigen Reisepass warten wollen, hilft nur noch eins: Cash! Bestechung ist in Indien nach wie vor sehr verbreitet und oft die einzige Lösung.

 

Check, Check und nochmal Check!

Werfe niemals eine Eintrittskarte für ein Museum oder eine Kultureinrichtung nach dem Betreten weg.

Selbst wenn du durch einen Metalldetektor gegangen bist und dein Ticket mehrfach abgestempelt wurde, wirst du alle 10 Meter aufgefordert, dein Ticket herzuzeigen, um es erneut abzustempeln. Beschäftigungsmaßnahme à la Incredible India.

Außerdem muss bei allen Einrichtungen ein Zusatzticket für ca. 100 Rupien gekauft werden, um fotografieren zu dürfen.

 

Her mit deinen persönlichen Informationen!

Der bürokratische Wahnsinn macht sich aber auch in den überraschendsten  Situationen bemerkbar.

Du wirst sogar aufgefordert all deine persönlichen Daten preiszugeben, wenn du nur höflich nach den Öffnungszeiten der Touristeninfo fragst.

Genauso musst du sämtliche Informationen von Geburtstort bis Familienstand bei der Schlüsselausgabe von Schließfächern bekannter öffentlicher Einrichtungen angeben.

Wenn du deine Identität wahren möchtest, kannst du natürlich falsche Angaben machen. An eine Sache möchte ich aber noch erinnern: Dein Pass ist dein bester Freund und du musst ihn ständig vorzeigen…

 

Herausforderungen beim Kauf von Zugtickets

Wer indische Bürokratie vom Feinsten erleben möchte muss sich nur ein Zugticket kaufen.

Ticketautomaten? Fehlanzeige! Es gibt zwar viele offene Schalter, aber nur ein einziger Bahnhofsschalter ist für Touristentickets zuständig.

Dieser einzige Schalter bedient gleichzeitig viele andere Gruppen, wie z.B. Pensionisten, Freedom Fighters etc. In einem Land mit über 1 Mrd. Einwohner lernt man von klein auf sich durchzusetzen, deshalb ist es gang und gäbe sich überall vorzudrängeln.

Wer nicht einen Tag später immer noch in derselben Schlange anstehen möchte, sollte seine Ellbogen einsetzen.

Die Reservierungsformulare liegen allerdings nicht offen auf, sondern meist nur hinterm Schalter. Die Kunst liegt darin mit genug Ellbogeneinsatz und der nötigen Portion Glück einen der letzten Formulare zu ergattern. Hat man ein Blatt ergattert und ausgefüllt, hilft nur noch Hoffen. Indische Züge sind nämlich meist schon Wochen im Voraus ausgebucht.

Wer dem Irrsinn des Zugticketkaufes entgehen möchte, bucht seine Zugfahrten früh genug online hier.

Man spart sich zwar den ganzen Stress am Bahnhof aber die Spontaneität des flexiblen Reisens geht dadurch flöten.

Außerdem verpasst man eine der außergewöhnlichsten Dinge, die Indien zu bieten hat: das bunte und wilde Treiben auf indischen Bahnhöfen.

 

Hast du noch weitere Tipps zum Thema Bürokratie Indiens? Oder eigene Erfahrungen? Teile sie mit uns in den Kommentaren!

 

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Conni

18 Kommentare

    Da immer wieder Fragen zum Visa und dem neuen e-Visa aufkommen, hier ein hilfreicher und aktueller Link zum Thema: http://goo.gl/gYU5SQ

    Ergänzend dazu noch Verweis auf eine, wie ich finde recht hilfreiche Seite https://www.visumindien.net/ . Dort werden u.a. die einzelnen Visa wie Employment Visa, Studenten Visa, etc. aufgeführt (inkl. Gebühren, Voraussetzungen, Ansprechpartner).

    Gruß Stephan

    Hallo zusammen,
    ich habe eine Frage. Wir wollen eigentlich nur nach Port Blair und von da aus auch wieder zurück. Steigen auf dem Hinflug aber in Delhi um und auf dem Rückflug in Chennai. Wirklich nur umsteigen, wir bleiben im Flughafen.

    Was trage ich nun bei dem Visum bei den Fragen ein:
    1. Port of Arrival in India
    2. Expected Port of Exit from India

    Delhi auf dem Hinflug, weil wir das erste Mal Indischen Boden unter den Füssen haben oder Port Blair, weil das unser Ziel ist?

    Chennai auf dem Rückflug weil das das letzte Mal ist das wir indischen Boden unter den Füssen haben, oder Port Blair weil wir dort den Aufbruch starten?

    Die Botschaft versteht mich telefonisch leider nicht und sagt nur: alles kein Problem …

    Wir haben dummerweise die Flüge schon gebucht und das mit dem Visa muss nun klappen.

    Ich freue mich über jede Hilfe.
    Carola

    Ich kann mich nicht an eine einzige Befragung, die über something to declare und ihre dortige Adresse fehlt erinnern.

    Da ich die nicht kannte, war aber kein Problem.

    Hi Astrid,
    da hatten wir wohl Glück. Wir sind am Donnerstag in Madurai gelandet und hatten wohl die unkomplizierteste Einreise seit langem. Einer der Immigration Officer meinte sogar, dass ich aussehe wie Harry Potter – also nicht die typischen nervigen Fragen bei der Einreise. Vor 30 Minuten haben wir auch unser erstes Zugticket ohne Probleme kaufen können. Wir hoffen mal, dass das bei uns nun so bleibt. ;)
    Beste Grüße,
    Francis

    eine dringende Frage zum neuen Visa in arrival für INDIEN:
    hat schon jemand Erfahrungen damit gemacht? Ich will Ende Januar spontan nach Südindien, Trau mich aber gerade nicht den Flug buchen, weil das normale Visum so lange dauert und ich im Netz keine Erfahrungen mit dem neuen (seit 27.11.2014) visa in arrival finden kann. und die Frage nach allen bereisten Ländern der letzten 10 Jahre schockiert mich auch ein bisal, ich war, wie viele von euch auch, recht viel unterwegs, was wenn ich 1 Land vergesse? wie kontrollieren die das?

    für eure Hilfe danke ich euch!!!
    liebe grüße die heidi

    Ganz ehrlich… ich war in Indien unterwegs und habe es anders erlebt. Aber ich wollte auch kein Touristenticket, ich habe einfach ein ganz normales Ticket am Bahnschalter gekauft. Ein Ticket für einen Nachtzug habe ich vorher völlig ohne Probleme online gekauft, noch in Deutschland.
    Bustickets zu kaufen (auch für Fernbusse) ist überhaupt kein Problem- Es stimmt, dass man den Pass vorzeigen muss. Aber ob man nun auf das Ticket Name und Abfahrtsort und Zeit und Preis schreibt oder auch noch die Passnummer dazu macht keinen großen Unterschied.

    Auch wurden meine Eintrittskarten egal wo ich war nur ein einziges Mal kontrolliert. Zusatzgebühren für Fotografieren gibt es nicht nur in Indien.

    Gleiches gilt für ein Visum. Der Visumantrag war leicht zu verstehen und genauso leicht auszufüllen. Das Visum habe ich problemlos erhalten, genau so wie angekündigt. Die Einreise selbst war völlig unproblematisch, ich musste lediglich Daten für meinen Aufenthalt angeben. Ich wusste keine Daten, außer die Adresse meiner ersten Unterkunft, und die sollte ich dann angeben. Das ist übrigens in anderen Ländern genauso.

    Hallo Astrid,
    sehr treffender Beitrag, meine Freundin macht zur Zeit im FSJ in Indien – dafür brauchte sie ein Employmentvisa… hat sie und mich, in beistehender Funktion einiges an Nerven gekostet! :D

    Zu Skraals Beitrag: Ich glaube auch nicht, dass man im deutschen Konsulat mit Bestechungen weit kommt – oder habe ich / wir das nur falsch verstanden?
    Grüße,
    Andi

    Hallo Andi,
    danke für deinen Kommentar. Ich hoffe, deine Freundin hat eine tolle Zeit in Indien!
    Zum Thema Bestechung meine ich eher die Polizei vor Ort, die die Verlustanzeige aufnehmen muss. Erst mit dieser Anzeige kann man zum Konsulat, dort sollte dann eigentlich alles nach Plan laufen. :)
    Liebe Grüße,
    Astrid

    Das klingt ja so als ob da vermutlich einiges auf mich zukommt. Egal ob auf meinem langen Wandertrip von Deutschland nach Nepal oder ob ich in Indien für ein paar Monate arbeiten werde :D

    Hallo Astrid
    spannende Auskunft über ein Land, dass ich schon bald in vollen “Zügen” ;-) geniessen werde!!
    Danke für die Hinweise, ich freu mich darauf all dies zu entdecken!

    Hallo Marco,
    viel Spaß in Indien! Ist wirklich ein tolles und aufregendes Land zum Entdecken!
    LG

    Ich bin etwas irritiert von dem Artikel und kann als erfahrener Indienreisender nur wenigen Punkten zustimmen:
    Schon der Visumsantrag ist eigentlich sehr einfach. Klar, man bekommt kein Visa on Arrival aber wenn man schonmal Visa für Iran, Kasachstan oder Usbekistan beantragt hat, ist das indische Visum ein Kinderspiel.
    Auch habe ich bei allen 11 Einreisen bisher immer einen Stempel bekommen und insgesamt wurden mir 22 Fragen gestellt.

    Beim Reisepaßverlust ist nur die Polizei zuständig und die wird die Verlustanzeige problemlos aufnehmen. Den vorläufigen Reisepaß bekommst Du von der Botschaft Deines Heimatlandes und wirst feststellen, daß es auch dort Bürokratie zuhauf gibt, und mit Bestechungsgeldern würde ich dem deutschen Konsul nicht kommen …

    Wer auf das Touristenkontingent der Indian Railway zugreifen will, muß persönlich eines kaufen, die sind dann auch nicht ausverkauft, weil sie bewußt für Touristen freigehalten werden. Bisher war bei allen Reisen erst ein Zug auch für Touristen ausgebucht.
    Sicherlich bedarf man ein paar Ellbogen, aber wenn man in die Menschentraube nach dem Formular fragt, wird es auch gerne durchgereicht.
    Daß die Bürokratie in Indien eine Heimstatt gefunden hat stimmt absolut, aber es klingt hier schlimmer, als es dann tatsächlich ist.

    Hallo Skraal,
    danke für deine Antwort.
    Der Visumsantrag hat bei mir 3 Anläufe gebraucht, anscheinend ist allein der Beruf ein sehr heikles Thema in Indien und führt schon mal dazu, dass ein Touristen-Visum nicht genehmigt wird. Mit Visa für Iran, Usbekistan etc. kenn ich mich leider nicht aus.
    Zum Thema Reisepass-Verlust glaub ich, dass das Problem weniger das Konsulat, sondern eher die Polizei ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich keine Polizei angesprochen oder verantwortlich fühlt. Man wird immer weiter geschickt zur “zuständigen Polizei” für die Aufnahme der Anzeige, aber auch die fühlt sich nicht angesprochen.
    LG

    Eine kleine Korrektur zum Pass: Zumindest wir Schweizer bekommen den vorläufigen Reisepass innerhalb weniger Minuten ausgestellt. Einen gewöhnlichen Reisepass hast du nach einer Woche in den Händen. In Deutschland geht das etwas langsamer, da Deutschland selbst etwas zur Bürokratie neigt. Das grösste Problem bei einem Passverlust ist allerdings ohnehin nicht, den Reisepass zu ersetzen, sondern die Visa.

    Ich dachte immer, wir Deutschen wären schlimm mit der Demokratie aber anscheinend gibt es da noch einige die uns da toppen.
    Ich frage mich bei solchen Dingen einfach immer nur : Wieso?. Und in diesem Fall scheint mir die einzige logische Antwort zu sein : Beschäftigungstherapie.
    Haben denn die Ämter ähnliche Öffnungszeiten wie in Deutschland? Dann wäre das Chaos ja perfekt.

    Viele Grüße und gute Reise
    Timo
    www.headformylife.com

    Ich würde auch sagen, dass es definitiv eine Beschäftigungstherapie ist. Ist aber auch kein Wunder bei über 1 Mrd. Einwohnern! Da kommt es auch schon mal vor, dass man in einem Restaurant von 8 Kellnern bedient wird! :)
    LG
    Astrid

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