Per Anhalter über die Weltmeere: So geht’s!

anhalter weltmeere

*Gastbeitrag von Timo auf Bruder Leichtfuss*

 

Ich bin tatsächlich auf Segelbooten über den Atlantik getrampt.

Von Gibraltar über die Kanarischen und die Kaperdischen Inseln nach Recife, einer Großstadt an der Küste des östlichsten Zipfel Brasiliens.

Vor einem halben Jahr, konnte ich es mir noch nicht wirklich vorstellen, dass das wirklich funktioniert. Tut es aber, und es ist nocht nicht einmal schwer. Solange man ein paar Kleinigkeiten beachtet.

Ich habe auf den Inseln im Atlantik nicht wenige Leute getroffen, die es über den Ozean geschafft haben, ohne vorher jemals auf einem Segelboot gewesen zu sein.

Vieles beim Trampen auf dem Meer ist gar nicht so anders als beim „klassischen“ Trampen auf Landstraßen und Autobahnen: Ein Lachen wirkt oft Wunder. Und offen, freundlich und vielleicht auch irgendwie interessant zu sein, schadet auch selten.

 

Was du wissen solltest!

Wissen sollte man auf jeden Fall, dass das Trampen auf den Weltmeeren eigentlich nie die günstige Alternative zum Überseeflug ist. Denn Segeln ist sehr, sehr langsam. Von Spanien nach Brasilien habe ich ziemlich genau drei Monate gebraucht, in der Zeit musste ich zumindest essen und trinken.

Mir selber blieben zwar zum Glück lange „Umsteigezeiten“ zwischen zwei Booten erspart, aber ich habe viele Tramper kennen gelernt, die einige Wochen zum Beispiel auf Gran Canaria auf ihren nächsten Lift warten mussten – das kann dann auch ins Geld gehen.

Wer also einfach nur günstig nach Südamerika will, sollte sich einen Flug suchen.

Dass Leben und Reisen auf See ist ganz anders als an Land und so weit weg von der Zivilisation kann man eine ganz andere Art von Erfahrungen machen – für mich hat sich das auf jeden Fall gelohnt!

 

Warum nehmen Kapitäne Trämper mit?

Um mitgenommen zu werden, ist es sinnvoll, sich eine Vorstellung vom Leben an Bord zu machen und sich so in die Kapitäne herein versetzen zu können.

Wieso sammeln die überhaupt irgendwelche Tramper auf irgendwelchen Ozeaninseln ein? Meistens ist der Hauptgrund dafür einfach, dass der Kapitän in den Wochen auf See regelmäßig ein paar Stunden am Stück schlafen möchte und der Ausguck aber trotzdem besetzt bleiben soll. Das hat auch ein Nicht – Segler schnell gelernt!

 

leichtfuss_atlantik

 

Wer wird besonders gern mitgenommen?

  • Sehr beliebt auf See sind Köche, denn Essen ist auf See häufiger mal die einzige Abwechslung, die die Crew hat, oder eben nicht hat.
  • Fotografen, die den Trip, der vielleicht auch für den Kapitän etwas ganz Besonderes ist, zu dokumentieren.
  • Handwerker, die an Bord Reparaturen erledigen können. In so einem Haushalt, der in Salzwasser schwimmt und sich ständig bewegt, geht eigentlich immer irgendwas kaputt.
  • Oder Ärzte und Krankenschwestern, einfach weil es an Bord eines kleinen Bootes, weit weg von jedem Krankenhaus, ein gutes Gefühl ist.

Es gibt aber auch Kapitäne, die einfach allein unterwegs sind und ein wenig Unterhaltung wollen.

 

Wo und wann hat man gute Chance mitgenommen zu werden?

Die Autobahnraststätten der Ozeane sind die großen Häfen an wichtigen, geografischen Punkten.

In Gibraltar kommt zum Beispiel jedes Schiff vorbei, das das Mittelmeer in Richtung Atlantik verlässt. Viele bleiben für ein paar Tage, sei es zum Sightseeing, oder zum steuererleichterten, britischen Diesel zu kaufen – ein perfekter Ort auf der Suche nach Segelboot-Lifts.

Ähnlich sind die Inseln: Die Kanaren und die Kapverden sind wichtige Stationen bei jeder Atlantiküberquerung von Europa nach Amerika. Fast jedes Boot geht hier noch einmal vor Anker, um sich mit Proviant zu versorgen oder um Reparaturen zu erledigen.

Außer dem richtigen Ort spielt beim Segeln auch der Zeitpunkt eine wichtige Rolle: Für fast alle Segelrouten gibt es die richtige Saison. Die Route über den Atlantik treten fast alle Segler zwischen November und Januar an – der Herbst mit seinen Hurricanes ist vorbei und die Passatwinde wehen besonders zuverlässig aus dem Nordosten.

 

Und wie kommt man nun an ein Boot?

Schon vor dem Start in das Abenteuer, kann man die verschiedenen Crewbörsen im Internet nach Booten durchforsten, die Crewmitglieder suchen. Siehe hierfür zum Beispiel Find a Crew oder Crew Seekers.

Erfolgreicher war für mich meist die Suche vor Ort: Zettel mit meinem Foto an Hafenbüros, Unterhaltungen über die Reling oder man trinkt zufällig in der Hafenkneipe sein drittes Bier mit dem richtigen Kapitän.

Dann ist es plötzlich wieder so wie bei jeder Tour per Anhalter, oder wie fast immer beim Reisen – ist das Abenteuer erst einmal gestartet, kommt alles von alleine.

Hier gibt’s noch eine Übersichtskarte des Trips über den Atlantik!

 

Über Timo:

Moin, ich bin Timo, 29 Jahre alt und von Haus aus echter Ostfriese! Seit mittlerweile fast zehn Jahren nutze ich aber nun Hamburg als meine Homebase – wobei ich eigentlich ständig auf Reisen bin. Und das bin ich eigentlich schon, seit ich denken kann: schon als zwölfjähriger Knirps war ich mit Fahrrad und Zelt an der Nordseeküste unterwegs. Seitdem hat mich das Virus nicht mehr losgelassen, meine Ausflüge wurden immer länger: Es ging auf Wüstenwanderungen im Nahen Osten, zum Tauchen in Südostasien, zum Surfen nach Südamerika oder mit dem Fahrrad, zu Fuß oder per Anhalter durch ganz Europa. Vor einem Jahr habe ich meinem wohl treuesten Freund, meinem Rucksack, ein Gesicht und einen Namen verpasst. Seitdem ist „Bruder Leichtfuß“ das Maskottchen für meinen kleinen Reiseblog. Zuletzt ging es dort um meinen Weg per Anhalter zum Karneval nach Brasilien.

 

Wer von euch ist schon mal per Boot getrampt oder würde es gerne tun? Habt ihr noch weitere Fragen?

21 Kommentare

    Hey!
    Manchmal ist es wunderbar, dass im Internet nichts gelöscht wird! Auch wenn der Beitrag schon eine Weile hier seinen Anker geworfen hat, hat er mir gerade viel Mut gemacht! Ich möchte ab Dezember nämlich sehr gerne ohne zu fliegen nach Mittel- oder Südamerika und irgendetwas sagt mir: Segeln könnte etwas für mich sein und wäre außerdem eine echt coole Herausforderung! Falls jemand von euch also zufällig jemanden kennt, der noch eine gute Köchin an Bord sucht oder als Kapitän/in selbst sucht, freue ich mich riesig über eine Mail ([email protected])!

    Liebe Grüße
    Hannah (22)

    Hey Alle!

    ich bin eine erfahrene Reisende und Tramperin (bis jetzt fast immer auf dem Festland) und träume schon seit längerem, auf einem Schiff den Atlantik zu überqueren. Ich habe ein kleines bisschen Segelerfahrung rund um die Küsten Croatiens sammeln können.
    Bei den meisten Booten die ich in den Internet Foren gesehen habe, steht „paid by crew“. Mit wieviel Kosten kann man bei einer Atlantiküberquerung, mit Start an den kanarischen Inseln durchschnittlich rechnen? Und wie macht ihr das mit dem Visum, weil man ja nicht weiß ob und wann man einen Lift bekommt… … ach ja, und hat jemand Erfahrung mit trainraiding in Europa?
    ich würde mich sehr über Tips und Antworten freuen: [email protected] vielen vielen Dank und sicheres Reisen für alle die gerade unterwegs sind ! :D

    Ich – Frau – möchte gerne mit einem Frachtschiff nach Brasilien oder Indonesien reisen.

    Mein Ziel: Als Gegenleistung für meine Arbeitskraft, kostenlos/-günstig nach Übersee kommen.

    Kennst Du erfahrene Frauen darin oder Kapitäne, die dafür aufgeschlossen sind?

    starte november richtung karibik mit meinem catamaran hamak 12×6 von portimao aus. ziel ist thailand, suche jemanden der manchmal das steuern übernimmt, mann oder frau egal, man muss manchmal auch schlafen…..

    Hi Tomm!
    Ich suche eine „Mitfahrgelegenheit“ bis Brasilien oder Indonesien! Da ist Thailand perfekt… Allerdings stehe ich ganz am Beginn meiner Planung. November passt dennoch sehr gut.

    hallo Timo die Idee mit einem Segelboot per Anhalter mit zu reisen hatte ich ja auch schon , deshalb bin ich ja auch auf deine Seite gestosen und ich muß sagen wenn es nicht so viel an land zu sehen gäbe wäre ich schon längst dabei mit einem Segelboot mit zu reisen irgendwann werde ich es auf jeden Fall machen dir noch viele Grüße und schöne Reisen

    Hallo Conni,
    ich suche für einen Freund, Peter Smolka, dass ist oben sein Internetauftritt, eine Passage von Ushuaia nach Südafrika. Da er seit 3 Jahren unterwegs ist und noch nie geflogen ist möchte er eine Passage buchen. Kannst Du Ihn direkt mit einem passenden Link unterstützen oder einen Tipp. Er war bereits schon einmal fast 5 Jahre mit dem Rad unterwegs und darüber auch ein Buch veröffentlich.

    Wenn Du Ihn helfen kannst würde mich das sehr freuen. Er wird Mitte März 2016 in Ushuaia eintreffen. Evtl könnte er auch von Itaguai den Transfer nehmen.
    Vielen Dank im Voraus Andre Elsmann

    Ein wirklich toller Bericht! Bin sofort ins träumen geraten.

    Hey Felix,
    die Segelrouten in Ost-West-Richtung sind stärker frequentiert, weil die Passatwinde am Äquator konstant in diese Richtung wehen. Wer also um die Welt segelt, segelt meist in Richtung Westen (es sei denn er ist ein bisschen verrückt und auf Rekordjagd wie Wilfried Erdmann, Gegen den Wind um die Welt). Aber natürlich segeln auch Leute von Amerika nach Europa: Die Route führt dann meist aus der Karibik (häufig Barbados) über die Bermuda-Inseln und die Azoren.

    Hi,
    ich habe mich nach diesem Bericht mal ein bisschen oberflächlich in das Thema eingelesen und viele Berichte gefunden die von Europa in Richtung Westen gehen. Wie siehts den mit zurück aus? Von wo aus startet man da am besten und wann?

    Gruß

    Felix

    Hi..
    dein Bericht ist echt der Wahnsinn.
    Ich habe auch total Lust einfach los zu trampen und mal zu gucken wo es hin geht.

    Wenn ich das jetzt mache, was brauche ich dann? Ein bestimmtes Visum oder wie geht das??

    Wäre nett wenn mir jemand helfen könnte und bitte auf meine E-mail Addresse antworten:
    [email protected]

    Danke schon mal
    LG
    Hannah

    Cooler Bericht. Hab noch nie darueber nachgedacht per Schiff zu reisen. Hoert sich irre abenteuerlich an. Wuerd ich sofort machen!

    Na, denn mal los ;) Lohnt sich!

    Schöner, praktischer und anschaulicher Bericht. Danke! Habe auch schon überlegt, Hand gegen Koje den Atlantik anzugehen, und vernommen, dass es mit persönlicher Ansprache in den richtigen Kneipen deutlich besser läuft, als über die Internet-Börsen. Also wie so oft beiom Trampen: Nix wie los – der Rest ergibt sich von alleine.

    Ein Freund ist per Yacht von Afrika nach Indien getrampt. Nachdem er mehrere Wochen in Port Said, Agypten auf einen Lift warten musste, nahm ihn ein britischer Skipper auf, mit dem er bis Indiens Südzipfel gesegelt ist. Kleiner Tipp: Der Typ in der „Mautstation“ des Suez-Kanals hat für ihn die Ohren mit aufgehalten, und Yacht-Kapitäne gefragt, ob sie einen deutschen Tramper mitnehmen. ;-)

    Ich selbst will auch noch, habe aber beschlossen erstmal richtig zu segeln, in einem der schönsten Meere der Welt – vor der eigenen Haustür: der Ostsee.

    Darüber gibts auch seit kurzem einem Blog:

    http://www.nebukadnezar.info/wordpress

    Gute Reise zusammen und:
    Nie wieder Flaute!

    Ahoi an alle Reisenden… ;)
    Eine geniale Sache und habe mich sehr über den Beitrag gefreut! Ich war im März über http://www.handgegenkoje.de (eine weitere tolle „Mitsegelzentrale“) 2 Wochen mit einem jungen Weltumsegler http://www.ocean-experience.de in der traumhaften Karibik segeln… Sonne & Freiheit pur :)

    Cool, danke für die Tipps! Happy segeling ;)

    Karibik wie traumhaft! Ich dachte ja anfangs, dass ich auch dort ankomme… aber der brasilianische Karneval war auch nicht schlecht ;)

    Ich habe letztes Jahr auch zum ersten mal einen Mitsegelurlaub gemacht, und es hat mir sehr sehr gut gefallen! Das mit Hand gegen Koje kannte ich noch nicht! Danke für den Super Artikel, Gruß Mike

    Oha ja!
    Da wäre ich sofort dabei. Den Segelschein für’s Meer haben wir schon lange in der Tasche aber wirklich Segel gegangen – Fehlanzeige! Das müssen wir unbedingt mal nachholen. Danke also für die Linktips!

    Schöne Grüße
    Christina

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